RESPEKT RUDI alias BOCKLER !

 

Im August 2009 ist es soweit – eine Legende der fränkischen Rockerszene vollendet sein 60. Lebensjahr und noch wichtiger: er hat die Szene nie verlassen. Weder Familie, Beruf oder Enttäuschungen konnten ihn dazu bewegen die Kutte auch nur für einen Tag abzulegen.. Trotz des ungesunden Lebenswandels, welchen wir Rocker – natürlich nur in früheren Jahren – so führten, erreichen manche von uns immer öfter das Rentenalter – auch Bockler hat seine Altersteilzeit schon vor Augen. Die Tage an denen er über seinen Riesenfriedhof – so um die 40.000 Bewohner – wacht sind gezählt. Rudis Einstieg in die Bikerwelt bestand, wie bei vielen von uns „Alten”, aus solchen exotischen Namen wie Herkules und Kreidler. Bockler war auch 1969 schon dabei, als sich in Nürnberg ein paar Lederjacken tragende Halbstarke zum MC Angels of Freedom zusammentaten, nach kurzer Zeit benannten sie sich in den MC Nürnberg um, dieser existierte bis 1974. Und schon damals gab es Unterschiede und Extremdenkende – und Bockler war und ist so einer. Niemals wäre es ihm in den Sinn gekommen den Autoführerschein zu machen – wozu? Für ihn gab und gibt es nur zwei Räder, vier Räder akzeptiert er nur unter dem letzten Gefährt seiner „Kunden“ auf dem Friedhof und im Winter, wenn er wetterbedingt gar nicht anders zu Parties kommen kann. Sommer wie im Winter war er immer auf Bikes unterwegs, meist auf schnellen Japanern, der Trend zu den Milwaukee Eisen war ihm immer etwas suspekt. Ok, jetzt im Alter tut es im verschneiten Winter für den Weg zur Arbeit oder ins Clubhaus auch ein gemütlicher Roller – Hauptsache zwei Räder. Bereits in den alten Zeiten mußte man Bockler bei Festen, Parties oder Rallyes nicht sehen, sein Lachen war und ist nicht zu überhören oder zu imitieren – ich dachte mir oft, wenn ich ihn hörte: „oh je, Bockler ist schon da, das wird heute länger dauern!” Zelt und Schlafsack besitzt er zwar, ebenso wie eine Riesensammlung an Helmen, Motorradklamotten und Stiefeln für alle Wettervarianten. Ist er auf einer Party doch einmal etwas müde oder anderweitig beeinträchtigt, lehnt er sich an sein Motorrad und „denkt für 1-2 Stunden etwas nach” – danach erklingt sein Gelächter wieder und zum Entsetzen aller geht das Feiern weiter. 1974 war er dann Gründungsmember des MC Zombies Elite in Nürnberg und trotz aller Probleme am Arbeitsplatz, aller Höhen und Tiefen, aller Randale und Polizeikontrollen – er blieb hart und dabei. Bockler wäre es nie in den Sinn gekommen seinen Club im Stich zu lassen, auch wenn es natürlich immer etwas zu mosern, zu kritisieren oder zu schimpfen gab. Legendär war in den 80er Jahren sein gefürchtetes „Schwarzes Buch”. Wenn ihm etwas gegen den Strich ging oder jemand etwas anstellte, was dem Ruf des Clubs abträglich war, Bockler schrieb es auf und bei der nächsten Versammlung konnte sich der Betreffende warm anziehen. Ich vermute, jeder unserer alten Member stand irgendwann einmal in diesem Buch verewigt, es wäre interessant darin einmal zu blättern. Ich befürchte Bockler hat es irgendwo aufgehoben. Er machte sich durch seine gerade Art nicht nur Freunde, aber Prinzipien standen und stehen bei ihm an erster Stelle – Kameradschaft, Brüderlichkeit, Ehrlichkeit und Brüdern zu helfen ist sein oberstes Gebot. Natürlich ist er damit auch mal reingefallen, aber an seiner Einstellung hat dies nichts geändert. Aber wer ihn oder den Club enttäuschte oder ausnutzte, den kannte er nicht mehr, auch darin war und ist er extrem. Jemandem wieder eine Chance zu geben bedarf bei Bockler oft monatelanger, ja manchmal jahrelanger Überzeugungsarbeit. Arbeit und Familie ist auch das Einzige, was Bockler neben dem Club akzeptiert, alles andere ist „eh Gschmarre!” Unzählige Anekdoten ranken sich um ihn, sie würden ein eigenes kleines Buch füllen: so schlief er einmal auf einer Partyrückfahrt ein – sorry Bockler, ich weiß, natürlich war es Sauerstoffmangel bedingt durch die von zerschmetterten Insekten verstopften Lüftungsschlitze deines Helmes – fuhr weiter im Gras neben der Straße, stürzte und brach sich das Bein. An einer Zombies internen Weihnachtsparty mußte er mitten in der Nacht zum Bereitschaftsdienst zum Friedhof fahren, er zog sich seinen Helm über, hatte vorher aber mit dicker Bullsonjacke und Schal alles abgedichtet gegen Eiseskälte und Schnee, klappte das Visier nach unten und wollte losfahren. Plötzlich befiel ihn eine kleine Unpäßlichkeit und Übelkeit, wohl aufgrund einer Unverträglichkeit diverser flüssiger Nahrungsmittel. Ja und plötzlich stieg in seinem Helm hinter dem Visier der Flüssigkeitsspiegel wie in einem Aquarium an und er brachte den Helm erst runter als die Brühe schon bei den Augen stand – dieses Bild werde ich nie im Leben vergessen. Und so könnte es noch seitenlang weitergehen, und genau diese Geschichten machen einen wie Bockler aus. Gerade und unerschütterlich trotz aller Scheiße die passiert, aller Enttäuschungen, die einen frustrieren können – die Party des Lebens, des Lebens im und für den Zombies Elite MC und die Brüder geht weiter. Bockler würde nie den Club wechseln, eher würde er alleine mit der Kutte und dem Colour herumfahren. Manche in der Szene geben auf, manche verlassen sie wegen Karriere oder Frau und steigen später frustriert vom Leben wieder ein, manche Jungen tun sich schwer so eine Gemeinschaft zu verstehen und hineinzuwachsen, und dann gibt es halt einige, die wie Bockler von Anfang an dabei waren, dabei geblieben sind und weiter dabei bleiben ohne sich zu verbiegen oder gar sich verbiegen zu lassen.

 

Hey Bockler, wir sind stolz auf Dich - Respekt !